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Internationale Dusch-WC Norm für verschiedene Produktphilosophien bis 2020

14.11.2017

Das menschliche Hinterteil ist individuell und entzieht sich jeglicher Normung. Auch die unverdaulichen Ausscheidungen sind stark unterschiedlich und Normengremien gehen beispielsweise auch davon aus, dass ein Nordamerikaner wesentlich größere Häufchen produziert als ein Mitteleuropäer. Die unterschiedliche Beschaffenheit der Haut und die unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten der Nutzer überall in der Welt tun ein Übriges. All das gilt es zu berücksichtigen, wenn eine IEC-Norm für Dusch-WCs entwickelt werden soll, denn sie soll ja überall gelten. IEC steht für die „International Electrotechnical Commission”, deren Normen sich bezüglich ihrer Relevanz in etwa mit den DIN ISO-Standards vergleichen lassen, allerdings gelten sie für elektrotechnische Produkte.

Bei der Entwicklung ihrer Dusch-WCs gehen die Hersteller je nach Region sehr unterschiedlich vor: Während im wasserreichen Mitteleuropa mit Wasser zur Reinigung des Hinterteils nicht geknausert und mit komfortablen Wassergüssen gearbeitet wird, sind besonders asiatische Dusch-WCs häufig ausgesprochene Wassersparer. Beide Entwicklungsansätze müssen hygienisch, ergonomisch und funktionell umgesetzt werden und die Norm soll für die Beurteilung der sogenannten „Spray Performance“ unabhängig von der Produktphilosophie sinnvolle Maßstäbe liefern.

Für Martin Krabbe, Entwicklungschef des münsterländer Haustechnikspezialisten TECE, ist dabei wichtig, dass die Norm auch quer gedachte Ansätze berücksichtigt. Sein stromloses TECEone konzentriert sich im Produktkonzept völlig auf Reinigungsleistung und Hygiene – verzichtet aber konsequent auf Elektronik und „Sekundärfeatures“, wie er sie nennt. Diese „Sekundärfeatures“, wie automatisch aufklappende Sitze, Sitzheizungen oder Trockenföns, hätten dem Produkt Dusch-WC „in der öffentlichen Meinung den Nimbus eines luxuriösen Zukunftsklos“ geschaffen. Dabei sei es auch möglich, ein preisgünstiges Dusch-WC mit verlässlicher Technik herzustellen, „das zudem der Nutzererwartung hinsichtlich der Lebensdauer konstruktiv entsprechen kann – wie beispielsweise die von uns eingesetzte Thermostatkartusche beweist.“

Die unterschiedlichen Technologien sollen nun in die Norm einfließen, mit der sich derzeit ein international besetztes Gremium beschäftigt. Dieses besteht aus rund 50 Vertretern der Industrie, schwerpunktmäßig aus Europa, China und vor allem Japan, sowie dem Institut für Versorgungstechnik (IVT) der Hochschule Esslingen als neutrale Partei, vertreten durch den Institutsleiter Prof. Dr. -Ing. Hans Messerschmid. Die Norm soll Kriterien für den Vergleich und die Beurteilung der Funktionen aufstellen und vor allem Prüfvorschriften festlegen, mit denen sich reproduzierbare Ergebnisse für die Reinigungsleistung im Labor ermitteln lassen. Insbesondere für den letzten Part hat sich die Hochschule Esslingen in den letzten Jahren eine umfassende Expertise erarbeitet. Professor Messerschmid: „Reinigungsleistung und Hygiene sind die zentralen Eckpunkte der Norm – ob mit viel oder mit wenig Wasser. “ Damit träfe die Norm, wie Befragungen nahe legen, auch bezüglich der Nutzererwartungen ins Schwarze.

Mit der systematischen Untersuchung von WC-Technik beschäftigt sich das IVT in Esslingen bereits seit Jahren. Zunächst hatten Messerschmid und seine Mitarbeiter im Labor Prüfstände entwickelt, um die Funktion von spülrandlosen WCs zu untersuchen. Später wurden im Institut auch Dusch-WCs zum Gegenstand von Laboruntersuchungen. Insbesondere für die Bestimmung der Reinigungsleistung und die Prüfung der Selbstreinigung hat die Hochschule spezielle Verfahren entwickelt, die diese zentralen Funktionen der Dusch-WCs reproduzierbar dokumentieren können.

Fäkalienersatzstoffe aus dem Supermarkt

Wie wird nun im Einzelnen getestet, ob ein Dusch-WC wunschgemäß funktioniert? Das zentrale Element des ersten Versuchsaufbaus zur Bestimmung der Reinigungsleistung sind verschiedene Typen von Plexiglasplatten mit siebähnlichen Strukturen oder einer Kavität, also einer Aushöhlung, die an der Oberkante der Keramik des Dusch-WCs platziert werden. Die Löcher werden für die Versuche mit Senf und die Kavität mit der wesentlich zäheren Miso-Paste gefüllt. Nach dem Duschvorgang wird die Zahl der Löcher ermittelt, die freigespült wurden – oder die Zeit, in der die Kavität gesäubert wurde. Variiert wird bei den Versuchen die Intensität des Wasserstrahls – also maximale und minimale Stärke. Ist ein pulsierender Strahl oder ein Softstrahl am Dusch-WCs wählbar, so werden die Versuche auch mit diesen Einstellungen wiederholt. Messerschmid: „Hier macht es schon einen deutlichen Unterschied, ob mit wenig Wasser gesprüht oder mit hohem Wasserdurchsatz gespült wird. Während die Wassersparer in der Regel mehr Zeit benötigen und spezielle Sprühtechnologien einsetzen, geht es bei größeren Wassermengen schneller zur Sache.“

Ein anderer Test bestimmt entscheidende Hygienequalitäten des Produkts: Die Selbstreinigungsfunktion für den Duschstab, die das WC vor und nach jeder Nutzung selbsttätig ausführt. Die ausfahrbare Düse kann bei unbedarften WC-Benutzern in Kontakt mit Urin oder Exkrementen kommen – und muss deshalb automatisch gereinigt werden. Um diese Funktion zu überprüfen, kommt ein wasserlöslicher Filzstift zum Einsatz, mit dem auf dem Duschstab Linien aufgebracht werden. Für den Versuch wird das Umspülen des Duscharms 3-malig für fünf Sekunden gestartet. Eventuell verbleibende Markierungen sind dann Anhaltspunkte für eine nicht vollständige Reinigung.

Weitere Versuche erfolgen unter anderem zu den Themen Wassertemperaturen am Düsenausgang, Wassermengen, Stromverbräuche, Temperaturverteilungen bei WC-Sitz-Heizungen oder zu Trockenleistungen des Fön-Gebläses.

Hersteller haben sehr unterschiedliche Philosophien

Bei der Beurteilung der Dusch-WCs ist zu berücksichtigen, dass es unterschiedliche Produktphilosophien gibt, die sich je nach Region stark unterscheiden, wie Professor Messerschmid ausführt: „Es geht nicht nur um die Wassermengen, die verwendet werden. Auch bei anderen Ausstattungsdetails liegen die Prioritäten unterschiedlich. In Japan werden Sitzheizung und Fön als Komfortmerkmale in der Regel viel höher bewertet als in Europa.“

Die unterschiedlichen Herstellerphilosophien erschweren die Einigung des internationalen Komitees für die Normenentwicklung. Ein Ausweg bezüglich des Wasserverbrauchs könnten unterschiedliche Darstellungen der Messergebnisse sein. Für Mitteleuropa wäre bei Produktvergleichen die Reinigungsleistung in Absolutzahlen relevanter, da diese den Wasserverbrauch nicht berücksichtigt. In Ostasien hingegen könnten die Reinigungsleistungen auf den Wasserverbrauch normiert werden. Hier würde sich dann ein Ranking der Produkte unter dem Aspekt „Wasser sparen“ ergeben.

Für die Standardisierung der Versuchsbedingungen hätte sich, so Professor Messerschmid, im Ausschuss derzeit ein Ad-Hoc-Team aus mehreren Ländern zusammengefunden, das dieses Thema in verschiedenen Labors untersucht. Und schließlich möchte die Hochschule Esslingen auch noch die Expertise von Medizinern aus dem Bereich Proktologie einbringen, um Versuchsbedingungen möglichst realitätsnah zu gestalten. Zeithorizont für die Fertigstellung der Norm ist vor 2020.

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